VDV 736 und V580: Neue IT-Standards im ÖV Schweiz



Als eine der ersten Lösungsanbieter durften wir für PostAuto, VVL und BERNMOBIL die Anbindung an die zentrale Datendrehscheibe für Ereignisinformationen des ÖV Schweiz realisieren. Die dabei zum Einsatz kommenden neuen Normierungen VDV 736 und V580 wurden dazu in unsere bestehenden Lösungen zur Erfassung und Publikation von Störungsinformationen eingebaut.

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Eine widerspruchsfreie und durchgängige Fahrgastinformation – wie sie Fahrgäste heute von Verkehrsverbünden und -unternehmen erwarten – wurde als eines der wichtigsten Qualitäts-Merkmale der Fahrgastbeförderung im ÖV erkannt.

Insbesondere bei Betriebsänderungen und in Störungssituationen müssen die Arbeitsabläufe und die Informationsflüsse zwischen Echtzeit-Kommunikations- und Auskunftsplattformen aufeinander abgestimmt sein.


Schwacher Datenaustausch zwischen TUs aufgrund fehlendem ÖV IT-Standard

Der Austausch von Störungsinformationen zwischen den über 600 Schweizer Transportunternehmen fand bisher gar nicht oder zumindest nicht vollautomatisch statt. Viele TUs nutzen eigene IT-Systemlandschaften mit Individuallösungen die unterschiedliche Datenschnittstellen implementieren. Selbst wenn TUs ihre Störungsinformationen vollständig erfassen, können diese häufig nicht einfach ausgetauscht werden, weil zum Teil immer noch klare Standards fehlten, wie Linien, Haltestellen, Gleise oder Perrons genau ausgezeichnet werden, sodass alle Systeme fehlerfrei erkennen, wo eine bestimme Störungsinformation angezeigt werden muss. Zudem müssen Störungsinformationen in der Schweiz idealerweise immer in allen Landessprachen verfügbar sein, was eine zusätzliche Schwierigkeit darstellt.


Keine einheitliche Darstellung von Störungsmeldungen

Damit Fahrgastinformationen von den Fahrgästen verstanden wird, ist es wichtig, dass diese Informationen möglichst immer einen gleichen Aufbau haben und die gleichen Ausdrücke verwenden. Bisher war es meistens so, dass jede TU ihr eigenes Wording hatte und Störungsinformationen darum je nach Absender der Meldung immer ein wenig anderes formuliert waren.


Problematik beim Informationsraum von Störungsmeldungen

Eine der grössten Herausforderungen beim Absetzten von Störungsmeldungen ist die korrekte «Verortung» der Meldung, das heisst zum Beispiel, welche Linie, welche Strecke, welche Fahrt oder welche Haltestelle ist von einer Störung betroffen. Im Kontext einer TU ist es häufig klar, was gemeint ist, wenn es z.B. heisst, auf der Linie 3 ist auf Grund eines Unfalls mit Verspätungen zu rechnen. Im Kontext der ganzen Schweiz ist dies aber nicht mehr klar, darum ist es entscheidend, dass in den Metadaten der Störungsmeldung der sogenannte «Informationsraum» einer Meldung standardisiert definiert werden kann.


Einführung der ÖV-Standards VDV 736 und V580 in der Schweiz

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) ist auf dieses Problem aufmerksam geworden. Das Bedürfnis für eine widerspruchsfreie und durchgängige Fahrgastinformation wurde als eine der wichtigsten Qualitätsmerkmale für den Schweizer ÖV erkannt. Im Vordergrund stehen dabei die Implementierung einer Standardisierung von Ereignis- und Störungsmeldungen unter der Verwendung der 736 und V580 Normierungen.


Inhalte der V580 Normierung

1. Klare Definition vom Aufbau von Meldungen und Szenarien: Spezifische Daten wie Titel, Grund, Auswirkung, Empfehlung, Hinweis und URL werden gemäss V580 Standard einheitlich hinterlegt.

2. Textlängen: Damit Fahrgastinformationen vollständig auf den Anzeigemedien dargestellt werden können, werden diese in drei unterschiedlichen Textlängen erfasst. Alle Textbausteine sind darum in drei Textlängen definiert.

3. Mehrsprachigkeit: Alle Meldungen müssen in den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch zur Verfügung stehen. Darum werden alle Textbausteine in diesen vier Sprachen definiert.


Inhalte der VDV 736 Normierung

1. Austausch der Meldungen: Die Störungsinformationen werden als normierte XML-Meldungen ausgetauscht.

2. Wie auch bei VDV 454 und VDV 453 in der Echtzeitverarbeitung arbeitet auf die VDV 736 mit einem bidirektionalen Aboverfahren. Diese Verfahren garantiert, dass die Daten zeitnah und ressourcenschonend übertragen werden.

3. Informationsraum: Damit Störungsmeldungen richtig verortet werden können, werden betroffene Linien, Stationen, Fahrten in der VDV 736 standardisiert ausgezeichnet. Über die Perspektive wird zudem geregelt, wo eine Meldung angezeigt werden soll (an der Haltestelle/n, in der Fahrplanauskunft oder in der Fahrgastinformation im Fahrzeug).

4. Lifecycle der Meldungen: Meldungen durchlaufen einen definierten Lifecycle, können sich während der Entwicklung einer Störungssituation in aufeinanderfolgenden Versionen entwickeln und werden am Schluss meistens mit einer Endmeldung abgeschlossen. Fixe Gültigkeits- und Publikationsperioden garantieren, dass keine Meldung «vergessen» gehen und länger als nötig bestehen bleiben.


Vorteile für TUs bei der Verwendung vom V580 und VDV 736

Der standardisierte Datenaustausch, welcher durch die Implementierung vom V580 und VDV 736 Standards haben viele Vorteile: Zumal können Daten schneller verarbeitet werden, die Mehrsprachigkeit wird gewährleistet, Meldungstexte werden grammatikalisch korrekt, vollständig und lesbar auf den Anzeigemedien dargestellt. All diese Punkte führen zur Verbesserung des Hauptzieles des Bundesamts für Verkehr: Die Optimierung der Fahrgastinformation.


Glue IT-Lösungen, welche V580 und VDV 736 verwenden

Die beiden Normierungen V580 und VDV 736 sind jeweils in den Glue ÖV-Lösungen Incident Manager und dem Case Manager implementiert.

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Hinweis: Im Gegensatz zum Incident Manager kann im Case Manager mehr als nur die Fahrgastinformation verwaltet werden. Der Case Manager ermöglicht zusätzlich die Erfassung von ganzen Störungsfällen, Personalmanagement und interne Kommunikation.


Kunden, welche den V580 und VDV 736 Standard bereits erfolgreich im Einsatz haben:

Seit anfangs Jahr (2022) haben Postauto Schweiz und Bernmobil als erste Schweizer Unternehmen Ihre Störungsmeldung bei der SBB mittels V580 und VDV 736 IT-Standard angebunden.


 


Kontaktieren Sie uns noch heute
Für weitere Informationen und Interesse kontaktieren Sie Roland Loser, Mitglied der Geschäftsleitung der Glue Software Engineering AG und Leiter Mobile Applications via roland.loser@glue.ch.


Weitere interessante Links zum Thema VDV 736 und V580

- Kundeninformation V580 – FIScommun: Vorschrift über Standards der Kundeninformation im öffentlichen Verkehr

- Factsheet VDV 736 und V580

- PDF V580 – FIScommun: Vorschrift über Standards der Kundeninformation im öffentlichen Verkehr

- Verband öffentlicher Verkehr

- VDV-Schrift 736-2: «Umgang mit Störungsmeldungen (UmS) – Standardisierter Austausch von Ereignis und Störungsmeldungen mit der europäischen Norm CEN/TS 15531-5 ‘SIRI‘»

- Verband Deutscher Verkehrsbetriebe (VDV)

- PDF Bundesamt für Verkehr (BAV)